Am Freitag sind wir nach Görlitz gefahren, und am Sonntag kamen wir zurück. Die Stadt an der Neiße lockte mit dem ViaThea, einem internationalen Straßentheaterfestival, das seit 1995 in jedem Jahr im Sommer für drei Tage in Görlitz zelebriert wird. Der Eintritt dafür ist frei – das Festival finanziert sich über den Programmheft-Verkauf, Spenden, Sponsoren und ein wenig kommunale Unterstützung. Wir waren neugierig darauf, haben in einem kleinen Hotel gebucht und zwei dolle Tage vor Ort verbracht.
Zuerst der Freitag

Ankommen, einchecken, Stadtbummel. Die ersten Performances verfolgen, einkehren auch (wir waren zu viert) und ein wenig murren, weil wir auf Sommer eingestellt waren und ein wenig fröstelten (der Abend war deutlich kühler als vorhergesagt). Also liefen wir uns warm und kuschelten auf Bierbänken. Besonders eindrucksvoll und großartig: die faszinierende Performance von Live on Street – Die Maschine – vom Antrieb zum Klangtrieb und die Bugan-Band aus der fernen Mongolei, die gekonnt traditionelle mongolische Weisen mit Techno- und Rammstein-Elementen verbindet.
Dann der Samstag


Das Festival begann erst am Nachmittag. Wir nutzten den Vormittag, um der Synagoge Görlitz einen Besuch abzustatten. Diese gilt als architektonisches Kleinod der frühen Moderne und wird heute als lebendiges Kulturforum mit starker Erinnerungskultur genutzt, welches das Erbe der einst blühenden jüdischen Gemeinde zu Görlitz sichtbar und erlebbar macht. Wer das Haus besucht, sollte sich unbedingt die beiden gut gemachten Dokumentationen anschauen, die umfassend zum jüdischen Leben in der Stadt informieren.



Am Nachmittag und Abend dann wieder die Füße wund laufen – von Auftritt zu Auftritt, aber ohne Hektik. Wir ließen uns durch die Gassen treiben, verweilten hier und pausierten da – das Angebot an Szenerien war vielfältig und bunt und bot für jeden etwas, klassisches Straßentheater, Artistik, Puppenspiel und diverse Bands zur musikalischen Unterhaltung.

Es war ein angenehmes Flanieren bei den vielen Interessierten um uns herum, meist angenehme Menschen auch, und die Menge nicht überdimensioniert wie bei ähnlichen Veranstaltungen im arroganten Dresden – Gott sei es gedankt. Mir blieben im Gedächtnis: das Seifenblasenspektakel am Obermarkt, die Elastik Soap Jazzband, die Kapelle Bagatelle, Katharina Witerzens, die La familia del viento und die Neisse Guys. Um nur einige zu nennen, und nein, wir haben beileibe auch nicht alles gesehen. Und waren doch bis zur Mitternacht unterwegs.



Zuletzt der Sonntag
Kein Theater mehr. Aber: Wir machten noch ein wenig in Kulturgeschichte. Besuchten die Landskron-Brauerei (das frisch Gezapfte ist dort ein Muss!) und das unweit von Görlitz zu findende Barockschloss Königshain. Im zuletzt Genannten galt es schön zu flanieren, die gut gepflegte Anlage (Schlosspark mit altem Wasserschloss, Kräutergarten, Soldatenfriedhof und Laubengang) ist jeden Besuch wert, wenn man einmal in der Nähe ist.

Was auch passt: der angenehm zu hörende Audio-Guide, der sich vor Ort zum Zwecke einer Besichtigung frei laden lässt. Und auch schön: die Landschaft drumherum. Die Königshainer Berge und die malerischen Dörfer.
So war das alles an diesem Sommer-Wochenende. Wir waren einmal mehr in der Lausitz und es war gut so.
Bild oben via Gratisography
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