cirle 1

Alte Meister

Wien, im Kunsthistorischen Museum. Die Bordone-Saal-Sitzbank im Bordone-Saal vor dem “Weißbärtigen Mann” von Tintoretto. Es treten auf: Reger, seines Zeichens ein stark negativer Kunstkritiker, der für die Times arbeitet und seit über 30 Jahren, an jedem zweiten Tag, das Kunsthistorische Museum besucht. Denn hier kann er am besten nachdenken, kritisieren und all die Scheußlichkeiten dieser Welt aufdecken.

Dazu Irrsigler, der Museumswärter. Reger zufolge sei er durch ihr dreißigjähriges Zusammenleben im Museum nach und nach zum Menschen erzogen worden. Als dritte Figur kommt Atzbacher hinzu, ein Freund Regers, der als Erzähler fungiert und Irrsigler als das Sprachrohr Regers benennt.

Atzbacher führt zunächst inmitten der Besucher_innen in die nicht ganz unkomplizierte Situation ein, indem er laut über Regers Einstellungen, seine Meinung und sein Leben nachdenkt. Dann erwähnt er die Besonderheit, dass ihn Reger an einem ungewohntem Tag ins Kunsthistorische Museum gebeten habe und ihn bereits erwartet. Auf der Bordone-Saal-Sitzbank, mit dem Hut auf dem Kopf …

Die Zuschauer dürfen nun Platz nehmen, und nach einem Moment eindringlicher Stille entspinnt sich das Geschehen, welches letztlich zu einem äußerst vergnüglichen und mit viel Applaus bedachten Hochgenuss des Mißvergnügens (Dresdner Morgenpost, 12.09.2016, Heiko Nemitz) werden wird.

Mich haben immer nur die Menschen interessiert (…), weil sie mich von Natur aus abgestoßen haben, ich bin von nichts intensiver angezogen als von den Menschen, gleichzeitig von nichts gründlicher abgestoßen als von den Menschen. Ich hasse die Menschen, aber sie sind gleichzeitig mein einziger Lebenszweck.

Thomas Bernhard (Alte Meister)

“Alte Meister” (1985 erschienen), der letzte große Roman von Thomas Bernhard, dient als Vorlage dieses ungewöhnlichen Theaterabends (Spielstätte ist der derzeitige Saal der “Sixtinischen Madonna” in der Gemäldegalerie “Alte Meister” in Dresden). Albrecht Goette brilliert in der Rolle des einsamen Weltenhassers Reger, Ahmad Mesgarha spielt bravourös dessen Freund Atzbacher und Herbert G. Adami von der Staatsoperette Dresden weiß mit Spielfreude und wahrer Sangeskunst die Figur des Museumswärters Irrsigler auszufüllen.

Im Fazit ein Kabinettstück ganz ausgezeichneter Art, das ihr gesehen haben solltet. Die nächsten Spieltermine finden sich hier.

Kommentare (

6

)

  1. Avatar von derbaum

    eben karten reserviert 😉 – für nikolaus.

    1. Avatar von Rappel
      Rappel

      Glückwunsch! Es wird euch bestimmt gefallen.

  2. Avatar von derbaum

    wir waren und es war eine erbärmliche vorstellung 😉

    1. Avatar von Rappel

      Nicht wahr? Kaum auszuhalten und eine Tortour für die Sinne. 🙂

      1. Avatar von derbaum

        nu 🙂


  3. […] das nennt sich dann theater! war es! und zwar ganz grosses! theater. im museum! danke an herrn rappel für den tip, ich hätte es im spielplan wahrscheinlich übersehen. zumal ich – das muss ich […]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back to top
Rappelsnut
Datenschutz-Übersicht

Diese Website verwendet Cookies, damit wir dir die bestmögliche Benutzererfahrung bieten können. Cookie-Informationen werden in deinem Browser gespeichert und führen Funktionen aus, wie das Wiedererkennen von dir, wenn du auf unsere Website zurückkehrst, und hilft unserem Team zu verstehen, welche Abschnitte der Website für dich am interessantesten und nützlichsten sind.